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Die "neue Normalität" im Seewinkel?

Der April 2020 war im Seewinkel nicht nur wegen der Corona-Krise und den deshalb geringen Besucherzahlen außergewöhnlich. Wieder ist es in der Region viel zu trocken: Teile des Schilfgürtels bei Illmitz sind abgebrannt und alle Salzlacken sind vollständig ausgetrocknet. Für Brutvögel der Gewässer und Feuchtwiesen (darunter mehrere, in Österreich vom Aussterben bedrohte Arten), sowie für Durchzügler ist es ein weiterer, fürchterlicher Frühling. Wie viele außenstehende Beobachter, Naturschützer und Wissenschafter bin auch ich sprachlos über das weitere Ausbleiben von Maßnahmen, die dem schleichenden Tod einer der außergewöhnlichsten Landschaften Österreichs entgegenwirken könnten. Während es für geringe Niederschläge und steigende Temperaturen keine rein lokale Lösung gibt, müssten von den Entscheidungsträgern zumindest die regionalen Faktoren (z.B. der verheerende Umgang mit dem Grundwasser, das rücksichtlos für die Bewässerung von Ackerflächen angezapft wird) endlich positiv beeinflusst werden.

Natürlich gab es auch im vergangenen Monat viele Vögel zu sehen - vor allem auf den künstlich bewässerten Seen außerhalb des Nationalparks. Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Situation für Arten und Lebensräume im Seewinkel seit langer Zeit nahezu ungebremst verschlechtert und das Verschwinden weiterer Brutvogelarten bevorstehen könnte.

Der Schilfbrand im Sandeck

Dieses Video zeigt Sodalacken des Seewinkels im Frühling 2014 bzw. 2015 und im April 2020. Im April sind die Wasserstände in den Lacken gewöhnlich am höchsten. Der Kontrast des Vergleichs ist besonders stark, weil Bilder des extrem trockenen April 2020 auf solche aus dem außergewöhnlich feuchten Jahr 2015 folgen. Die Fotos aus dem März 2015 zeigen Wasserstände nahe am seit 1977 gemessenen, absoluten Maximum. Die schwankenden Wasserstände und das temporäre Austrocknen der Lacken sind an und für sich nichts Außergewöhnliches und eine wichtige Eigenschaft dieses Lebensraumes. Diese Bilder zeigen in erster Linie die enorme Schwankungsbreite der Wasserstände. In den letzten Jahren sind viele Lacken aber über den Großteil des Jahres, auch im Frühling ausgetrocknet.